Schädelasymmetrie

-wenn der Kopf nicht mehr rund ist-

Mit welcher Kopfform ein Kind später durchs Leben geht, können Eltern teilweise mitbestimmen. Ein Teil ist genetisch bedingt – beim anderen Teil heißt es: aufmerksam sein!

Ein Baby, das zur Welt kommt, hat noch keine vollständig geschlossenen Schädelknochen. Öffnungen, so genannte Fontanellen, haben das Schädeldach bis zur Geburt flexibel gehalten und schließen sich erst im Laufe der ersten beiden Lebensjahre. Die Schädelknochen der Kinder sind sehr weich und verformbar. Selbst einzelne Schädelknochen bestehen noch aus mehreren Anteilen, die erst im Laufe der Jahre zusammenwachsen. Innerhalb des ersten Lebensjahres wächst das Köpfchen am stärksten, der Kopfumfang misst nach dem ersten Lebensjahr circa 10 Zentimeter mehr. Viele Eltern bemerken eines Tages bei ihrem Säugling, dass dessen Kopf an einer Seite schräg abgeflacht ist, das Kind den Kopf vermehrt zu einer Seite dreht, der Hinterkopf platt ist oder gar der gesamte Säugling schief liegt. Scheinbar über Nacht. Wie kann das sein? Hierfür gibt es eine Fülle an möglichen Ursachen.

Beim Geburtsprozess sind die Schädelknochen starken Druckverhältnissen ausgesetzt. Hierbei kommt es zur Verschiebung und teilweisen Überlappung der einzelnen Knochen, wobei sich durch die Selbstheilungskräfte der Kinder derartige Verformungen meist innerhalb weniger Tage zurückbilden. Sind die Kräfte bei der Geburt jedoch zu stark, kann es zur „bleibenden“ Verformung des Köpfchens führen.

Oftmals wird eine Formveränderung des Kopfes durch eine Blockade mit einhergehender Funktionsstörung hervorgerufen. Diese können vor, während oder nach der Geburt des Babys entstehen. Kann das Kind diese nicht selbst lösen, organisiert sich der Rest des Körpers um diese Blockade, d.h. der Körper versucht diese Blockade zu kompensieren. Hierbei zeigt das Kind oft eine „Lieblingsseite“, das heißt, das Kind dreht seinen Kopf bevorzugt entweder zur rechten oder linken Seite. Ein weiterer Hinweis auf eine Funktionsstörung des Halses bei Säuglingen neben Asymmetrien des Gesichtes oder am Hinterkopf ist eine nicht seitengleiche Motorik. Entweder klappt es mit dem Stillen nicht auf einer Seite, oder sie benutzen einen Arm weniger beim Greifen oder Stützen. Diese motorischen Asymmetrien sollte man best- und schnellstmöglich behandeln. Vorgeburtlich entstehen Blockaden vor allem durch Platzmangel in der Gebärmutter durch Mehrlinge, Anomalien der Gebärmutter, Beckenstörungen und Unfällen der Mutter. Unter der Geburt entstehen Blockaden vor allem durch erhöhte Druckverhältnisse, langen Wehenpausen, Lageveränderungen des Kindes, oder durch den Einsatz von Hilfsmitteln, wie Zange oder Vakuumpumpe.

Blockierungen der Neugeborenen kommen bei Vakuumextraktionen, Spontangeburten, wie auch nach Kaiserschnitten vor. Desto außergewöhnlicher oder schwieriger der Geburtsprozess verläuft, z.B. lang oder sehr kurz, umso häufiger ist die Entstehung von Becken- oder Schädeldysfunktionen zu beobachten.

Auch nach der Geburt können sich Blockaden entwickeln. Oftmals sind einseitige Haltungen dafür verantwortlich wie beispielsweise das Liegen in immer gleicher Position.

Hat sich erst einmal eine Lieblingsseite entwickelt, ruht das Köpfchen immer auf derselben Seite, wodurch die Schädelknochen unter Druck geraten und sich nicht richtig wölben. Dies führt zur Abflachung einer Seite.

Auch flache oder „platte“ Hinterköpfe treten in den letzten Jahren gehäuft bei Säuglingen auf. Ein Grund hierfür ist, dass den Eltern bereits in Vorbereitungskursen, von den Hebammen und auch im Krankenhaus immer wieder gesagt wird, die Kinder sollen ausschließlich auf dem Rücken schlafen. Soweit haben auch alle genannten Parteien Recht. Studien haben gezeigt, dass das Risiko des plötzlichen Kindstod in Rückenlage um circa 90% geringer ist. Was aber oft vergessen wird: Ist das Kind wach, ist es für die Entwicklung der Motorik und auch für die Kopfform jedoch zwingend notwendig das Kind auch auf den Bauch zu legen. In Rückenlage ist die Krafteinwirkung auf den Säugling sehr hoch, somit auch auf die Schädelknochen. Säuglinge, die fast ausschließlich auf dem Rücken liegen, entwickeln deshalb einen abgeflachten Hinterkopf.

Achten Sie also unbedingt darauf, dass Ihr Baby in verschiedenen Positionen liegt. Sprechen Sie Ihren Kinderarzt an, wenn das Kind eine Seite bevorzugt und lautstark gegen andere Schlafpositionen protestiert. Denn manche Kinder neigen zu einer asymmetrischen Körperhaltung, weil bestimmte Muskelgruppen stärker angespannt sind als andere. In solchen Fällen kann eine Osteopathin oder Physiotherapeutin helfen.

 

Zwei Tipps, wie mit abwechselnden Liegepositionen das Köpfchen möglichst rund bleibt:

  •  Den Rücken gegen ein zusammengerolltes Handtuch lehnen: So entsteht ein Winkel von etwa 30 Grad und das Kind dreht den Kopf automatisch zur Seite.
  • Den Säugling auf den Bauch legen: in dieser Position sind die Druckverhältnisse für das Köpfchen geringer.  Behalten sie ihr Kind  aber dabei im Auge (vor allem in den ersten Monaten)